bizarrlady katsumi
  BDSM-spielart für die sinne
 

Alle Varianten des BDSM haben gemeinsam, dass sich die Beteiligten freiwillig aus ihrer Gleichberechtigung in ein sehr ausgeprägtes Machtgefälle begeben. Der devote Partner gibt einen bestimmten Teil seiner Autonomie auf und übergibt sie dem dominanten Partner (Power Exchange). Beide Beteiligten erzielen daraus einen Lustgewinn. Der dominante Partner wird auch Dom oder Top genannt, der devote Partner auch Sub oder Bottom. BDSM-Handlungen finden während einer festen Zeitspanne meist in Form eines erotischen Rollenspiels statt; ein einzelnes BDSM-Spiel wird Session genannt. Viele der innerhalb von BDSM ausgeübten Praktiken wie Schmerzzufügung, Erniedrigung oder Unterwerfung würden ohne den Zusammenhang zur speziellen sexuellen Vorliebe als unangenehm empfunden werden. Geschlechtsverkehr wie etwa Oral-, Vaginal- oder auch Analverkehr kann innerhalb einer Session vorkommen, ist jedoch nicht essentiell. [1]

Die grundlegende Basis für die Ausübung von BDSM ist, dass es prinzipiell von mündigen Partnern freiwillig und unter gegenseitigem Einverständnis in einem sicheren Maße praktiziert wird. Diese Grundprinzipien werden seit den 1990er Jahren unter der englischen Bezeichnung „safe, sane and consensual“, kurz SSC zusammengefasst. Dies bedeutet soviel wie „sicher, mit klarem Verstand und in gegenseitigem Einverständnis“. Die Freiwilligkeit, das heißt die Einvernehmlichkeit zwischen den Beteiligten, grenzt BDSM von Vergehen oder Verbrechen gegen die sexuelle Selbstbestimmung und von Gewaltmissbrauch sowohl rechtlich als auch ethisch ab.


Spanking unter Zuhilfenahme eines Paddles in einem Dungeon.

Einige Anhänger des BDSM bevorzugen einen etwas anderen Verhaltenskodex mit der englischen Bezeichnung RACK (risk-aware consensual kink), was etwa soviel bedeutet wie risikobewusstes einvernehmliches sexuelles Handeln; sie wollen damit die das Risikopotenzial betreffende Eigenverantwortung der beteiligten Partner stärker betonen.

Die Freiwilligkeit als entscheidendes Kriterium gilt aber auch hier. Die Einwilligung zu einem einvernehmlichen sadomasochistischen Geschehen kann nur geben, wer die Folgen seiner Zustimmung hinreichend abschätzen kann. Für seine Entscheidungsfindung muss der Einwilligende ausreichend Informationen und die notwendigen geistigen Fähigkeiten besitzen. Generell muss es dem Einwilligenden freistehen, die Einwilligung jederzeit widerrufen zu können, beispielsweise mit einem vorher vereinbarten Signalwort, einem sogenannten Safeword. [2][3]

Sicherheit


Die Reitgerte wird häufig als eines der klassischen Symbole für Dominanz im Rahmen von BDSM angesehen. Ihr sicherer Einsatz erfordert motorisches Können und anatomisches Basiswissen.

Neben den allgemeinen Empfehlungen für Safer Sex erfordern BDSM-Sessions im Regelfall wesentlich weitergehende Sicherheitsmaßnahmen als typischer sogenannter „Vanilla-Sex“, d. h. als ein Sexualleben ohne BDSM-Elemente. [4]

Damit die Handlungen stets in dem von den Teilnehmern gewünschten Rahmen bleiben, haben sich in der BDSM-Szene eine Reihe von Sicherheitsmaßnahmen und -konventionen etabliert. [5]

Um die unabdingbare Einvernehmlichkeit (Konsensualität) der Praktiken sicherzustellen, wird – besonders zwischen unbekannten Partnern – generell zu einem intensiven Vorgespräch über die Wünsche der Beteiligten und den Verlauf sowie die Grenzen der geplanten Aktivitäten geraten. Entsprechende detaillierte Gespräche sind ein typisches Alleinstellungsmerkmal von BDSM-Sessions und allgemein üblich. Zusätzlich wird in der Regel auch ein Safeword vereinbart, bei dessen Nennung die Handlung zu jeder Zeit unmittelbar abgebrochen werden muss. Für den Fall, dass die Sprachfähigkeit des sich unterwerfenden Partners eingeschränkt wird, sind Augenkontakt oder Handzeichen die einzigen Verständigungsmittel und daher von ganz entscheidender Bedeutung für die Sicherheit der Praktiken. Der effiziente und vertrauensvolle Umgang mit Safewords ist eine der absolut notwendigen Voraussetzungen für BDSM.

Das sehr breite Spektrum unterschiedlichster BDSM-„Spielzeuge“ sowie angewandter physischer Manipulations- und Kontrolltechniken macht häufig ein umfangreiches, zur jeweiligen Session passendes Detailwissen aus so unterschiedlichen Gebieten wie Anatomie, Physik oder auch Psychologie notwendig. Praktische Sicherheitsaspekte sind generell von entscheidender Bedeutung. [6] [7] So ist es beispielsweise bei Fesselungen wichtig zu wissen, an welchen Stellen die Gefahr der Quetschung von Gefäßen oder Nerven bzw. die deutlicher Narbenbildung besteht. Beim Einsatz von Gerten oder Peitschen kann das motorische Können und das anatomische Wissen den Unterschied zwischen einer befriedigenden Session, äußerst unangenehmen Erfahrungen und schweren körperlichen Schäden ausmachen. Um einen psychologischen Absturz des Bottoms frühzeitig zu erkennen und nach Möglichkeit zu vermeiden bzw. um ihn nach einem solchen Absturz „aufzufangen“, ist es wichtig, dessen Reaktionen einfühlsam zu verfolgen und entsprechend zu reagieren. [8][9]

Teilaspekte


Das mehrschichtige Akronym BDSM steht für mehrere unter diesem Oberbegriff zusammengefassten physischen und psychischen Teilaspekte
  • B & D Bondage and Discipline (Fesselung und Disziplinierung)
  • D & S Dominance and Submission (Beherrschung und Unterwerfung)
  • S & M Sadism and Masochism (Sadismus und Masochismus)

Dieses Modell zur Differenzierung dreier Aspekte des BDSM ist heute in der Literatur zunehmend gebräuchlich, stellt aber lediglich den Versuch einer phänomenologischen Trennung dar. In der individuellen Ausprägung sexueller Vorlieben überschneiden sich die hier getrennten Aspekte häufig.

Bondage/Discipline

Bondage und Discipline sind zwei Aspekte des BDSM, die miteinander nicht zwingend zu tun haben, jedoch auch gemeinsam vorkommen.

Bondage

Neben Hand- finden auch Daumenschellen im Rahmen von Bondage Verwendung.

Der englische Begriff Bondage (Fesselung) bezeichnet Praktiken der Fesselung zur Erregung und Steigerung sexueller Lust. [10] Bondage ist eine sehr beliebte Spielart aus dem großen Variationsbereich von BDSM, wird vom BDSM teilweise aber auch abgegrenzt. Studien in den USA kamen zum Ergebnis, dass etwa die Hälfte aller Männer und viele Frauen Bondagespiele für erotisch halten.

Bondage im engeren Sinne meint das Fesseln des Partners durch das Zusammenbinden der Gliedmaßen, beispielsweise durch die Verwendung von Handschellen, oder auch das Festbinden des Partners an Gegenständen. Auch das Spreizen der Gliedmaßen kann durch Bondage erreicht werden, beispielsweise durch Fesseln an ein Andreaskreuz, Strappado oder Spreizstangen.

Discipline

Unter Discipline versteht man im Bereich des BDSM die Disziplinierung des Partners durch Schläge mit der Hand oder „Züchtigungsinstrumenten“, aus deren Ausübung oder Empfang der erotische Lustgewinn der Beteiligten entspringt. Hierbei kann die Intensität der Schläge stark variieren. Eine Verschmelzung mit Praktiken aus dem Bereich von Bondage ist häufig, aber nicht zwingend und die Abgrenzung zu rein schmerzbetontem BDSM manchmal schwierig. Neben Schlägen kommen gelegentlich auch andere Arten von Körperstrafen zum Einsatz, beispielsweise beim Figging.

Häufig wird der Begriff Discipline auch fälschlich gebraucht, um Erziehungsspiele aus dem Bereich Dominance and Submission zu beschreiben. Eine Vermischung beider Bereiche kommt häufig vor, der eindeutige Schwerpunkt in der Bedeutung von Discipline ist jedoch die Verabreichung von Schlägen.

Eine andere Bedeutung von Discipline ist die (Selbst-)Disziplin, das Bewusstsein der Verantwortung im Umgang mit dem Partner und der Respekt vor seiner Rolle unabhängig von deren Typus, ebenso die Beachtung der Grundsätze SSC.

Dominance and Submission


Strappado mit Handschellen und Ketten. Praktik mit einem deutlichen Immobilisierungs- und Schmerzeffekt.

Das Begriffspaar Dominance und Submission kommt aus dem Englischen und bedeutet Herrschaft und Dominanz sowie Unterwerfung und Unterordnung. Man bezeichnet damit ein ungleiches Machtverhältnis zwischen Partnern, das bewusst angenommen und angestrebt wird. Dominance and Submission benennt somit eher die psychische Komponente des BDSM. Obwohl dies auch in vielen Partnerschaften der Fall ist, die sich selbst nicht als sadomasochistisch auffassen, gilt es bewusst gelebt als Teilbereich des BDSM. Die Variationsbreite der individuellen Ausprägungen ist dabei groß.

Speziell psychisch orientierte Praktiken sind z. B. Erziehungsspiele, bei denen der dominante dem devoten Partner bestimmte Verhaltensweisen abverlangt. Sonderformen sind hierbei erotische Rollenspiele wie beispielsweise das Ageplay – bei dem ein gespielter Altersunterschied als Hintergrund fungiert – oder das Petplay. Die gezielt eingesetzte sexuelle Zurückweisung des Partners kann ebenfalls Teil von Dominance and Submission sein (siehe auch Cuckold). Die bekannteste und wohl klischeebehaftetste Form von Dominance and Submission ist die von Herrschaft und Sklaventum. Diese kann für die kurze Dauer eines „Spiels“ unter ansonsten gleichberechtigten Partnern umgesetzt, aber auch permanent in den Alltag integriert werden („24/7“) und reicht bei wenigen Partnerschaften bis hin zur völligen Unterwerfung eines Partners im Sinne des Total Power Exchange. Ausgleichende Elemente für Beherrschung und Unterwerfung sind dabei Fürsorge und Hingabe, die sich jeweils ergänzen und so stabile Beziehungen ermöglichen.

Kette mit justierbaren Krokodil-Brustklammern.

Die Unterwerfung des Sub wird von diesem manchmal durch Symbole wie ein besitzanzeigendes Halsband, besondere Tätowierungen, Intimschmuck oder sehr kurzgeschnittene Haare oder Glatzen nach außen hin demonstriert. Vereinzelt wird in längeren Beziehungen das Machtverhältnis in sogenannten Sklavenverträgen schriftlich fixiert. Diese symbolische Handlung soll die innige Verbundenheit der Partner und ihre gemeinsamen Vorstellungen „verbindlich“ festhalten. Rechtlich sind die entsprechenden „Sklavenverträge“ in keiner Weise verbindlich, da sie nach allgemeiner Auffassung zum Beispiel gegen die guten Sitten verstoßen und aufgrund dessen nach § 138 BGB nichtig sind.[11] In der Vergangenheit führte die Existenz derartiger Schriftstücke in verschiedenen Zusammenhängen immer wieder zu drastischen Schlagzeilen in der Boulevardpresse, da in ihnen das Innenverhältnis und vereinbarte Praktiken sehr detailliert aufgeführt werden. Bei uninformierten Dritten führen derartige aus ihrem ursprünglichen Zusammenhang gelöste Informationen regelmäßig zu starker Ablehnung und einer Verurteilung der dem Schriftstück zugrundeliegenden Beziehung.

Sadomasochismus

Mit Sadomasochismus wird oft – im Gegensatz zu Dominance and Submission – die eher physische Seite von BDSM bezeichnet. Konkret sind hier alle Praktiken einzuordnen, deren Zweck das Zufügen oder Empfinden von Schmerzen ist.

Discipline weist sadomasochistische Züge auf. Im Gegensatz zu Discipline spielen Schläge bei Sadomasochisten aber eine eher untergeordnete Rolle, und es gibt eine Vielzahl anderer Praktiken, die verwendet werden, um Schmerzen zu erzeugen. Sadomasochismus wird vergleichsweise selten eigenständig praktiziert; eine Vermischung mit anderen Aspekten des BDSM ist häufig.

Physische Aspekte

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Betrachtet man BDSM auf einer rein körperlichen Ebene, lässt sich feststellen, dass es teilweise mit der gezielten Zufügung von physischen Schmerzen und anderen intensiven Sinneseindrücken verbunden ist. Die hierdurch freigesetzten Endorphine werden in ihren Auswirkungen von BDSM-Anhängern häufig mit dem sogenannten Runner’s High oder den Nachwirkungen eines Orgasmus verglichen. Dieser Zustand wird teilweise auch als tranceähnlicherSubspace“ bezeichnet und wiederholt als sehr angenehm geschildert. Diese Erfahrung von Lustschmerz ist eine wichtige, aber nicht die einzige Motivation für viele BDSM-Praktizierende. Es gibt eine Minderheit von BDSM-Anhängern, die an Sessions teilnehmen, aus denen sie selbst keinerlei (körperliche) Befriedigung ziehen. Sie begeben sich ausschließlich in solche Situationen, um ihrem Partner eine Gelegenheit zu bieten, seine eigenen Bedürfnisse und/oder Fetische auszuleben.

In einigen Varianten des BDSM-Spiels setzt der Top den Bottom unterschiedlichsten Sinneseindrücken aus, indem er ihn beispielsweise kneift, beißt, mit Fingernägeln kratzt, ihm den Hintern „versohlt“ oder so unterschiedliche Instrumente wie Gerten, Peitschen, flüssiges Wachs, Eiswürfel, Wartenbergräder, EMS oder ähnliches an ihm benutzt. Die Fixierung durch Handschellen, Seile, Ketten oder auch Vakuumbetten wird ebenfalls häufig eingesetzt. Die Auswahl geeigneter „Spielzeuge“ ist nur durch den Einfallsreichtum der beiden Spielpartner begrenzt; hierbei werden teilweise auch Alltagsgegenstände wie Wäscheklammern, Kochlöffel oder Stretchfolien genutzt.

Häufig wird davon ausgegangen, dass eine lustvolle BDSM-Erfahrung sehr stark von Kompetenz und Erfahrung des Tops und der „psychologischen Tagesform“ des Bottom abhängig ist. Vertrauen und sexuelle Erregung helfen den Partnern, sich in die zielführende Stimmung zu versetzen. Einige BDSM-Anhänger vergleichen entsprechende Sinneseindrücke mit musikalischen Kompositionen und Aufführungen, bei denen die einzelnen Sinneseindrücke quasi die musikalischen „Noten“ der Situation darstellen. Aus dieser Sicht werden unterschiedlichste sinnliche Erfahrungen kombiniert, um so eine Gesamterfahrung zu schaffen, die einen bleibenden Eindruck hinterlässt.

Beziehungsarten

Spielbeziehungen

Viele Anhänger des BDSM betrachten die Ausübung von BDSM in ihrem Sexualleben als erotisches Rollenspiel und sprechen in diesem Zusammenhang daher auch von Spiel und spielen. Die Durchführung eines solchen Spieles bezeichnet man als „Session“, und bezogen auf den Inhalt und die Umstände des Spiels spricht man von Scene (englisch für Szene, bedeutet auch Inszenierung).

Analog dazu spricht man auch von Spielbeziehungen und meint damit zweierlei: Zum einen bezeichnet man mit diesem Begriff gewöhnliche gleichberechtigte Partnerschaften, in denen BDSM Teil oder Vorspiel der Sexualität ist. Bestehen mehrere Partnerschaften mit intensiven emotionalen Bindungen über eine längere Zeit hinweg, so kann eine Überschneidung mit der Praxis von Polyamory bestehen. Es können mit dem Begriff Spielbeziehungen aber auch Partnerschaften gemeint sein, die ausschließlich gelegentliches gemeinsames Ausleben bestimmter sexueller Fantasien zum Ziel haben und in denen sonst kein weiteres partnerschaftliches Verhältnis besteht.

Weitverbreitete Rollenmodelle

Tops und Bottoms


Vorderansicht eines typischen Halsbandes. Solche oder ähnliche Modelle werden sehr häufig von Subs getragen und dienen als Symbol der Bereitschaft zur Unterwerfung.

Im Bereich BDSM nennt man den Partner einen Top, der die aktive, d. h. kontrollierende Rolle in einer häufig durch die Ausübung von Schmerz, Erniedrigung oder Unterwerfung geprägten Session hat. Der als Bottom, häufiger als Sub bezeichnete Partner setzt sich für die Dauer der Session freiwillig solchen Handlungen aus und ist der passive Teil.

Wenn auch der Top häufig der dominante Teil und der Bottom der devote, d. h. der unterwürfige Partner ist, muss dem nicht unbedingt so sein. Der Top ist manchmal derjenige, der den Anweisungen folgt, d. h. er „toppt“ den Bottom nach dessen Wünschen und auf eine Art und Weise, die dieser ausdrücklich verlangt hat. Eine Person, die in einer Session in diesem Sinne nur scheinbar die Kontrolle ausübt, sich in Wirklichkeit jedoch strikt an die Anweisungen des Bottoms hält, nennt man im angelsächsischen Sprachraum Service Top. Im Gegensatz zum Service Top steht der rein dominante Top, der dem devoten Partner innerhalb der Session Befehle erteilen oder ihn unter Verwendung körperlicher oder psychologischer Kontrolltechniken unterwerfen kann. Wenn er es wünscht, kann er den devoten Partner auch anweisen, eine entsprechende Kontrolle vorübergehend auch über ihn selbst auszuüben.


Verstellbare Spreizstange mit Ledermanschetten. Spreizstangen dienen häufig der Fixierung der Extremitäten des bespielten Bottom.

Ähnliches gilt umgekehrt auch für Bottoms und devote Partner. Hierbei stehen am einen Ende des Spektrums devote Partner, die es genießen, Befehle zu empfangen und auszuführen, dem Empfang körperlicher Stimulationen jedoch gleichgültig bis ablehnend gegenüberstehen. Am anderen Ende des Spektrums steht der Bottom, der körperliche und psychologische Stimulationen genießt, sich aber der Person, die ihm diese zufügt, nicht unterwirft. Der Bottom ist häufig der Partner, der die Rahmenbedingungen festlegt und im Vorfeld Anweisungen direkt oder indirekt erteilt, während der Top sich nach diesen Anleitungen richtet. Trotzdem existiert eine kleine, sehr puristische Schule innerhalb des BDSM, die ein solches Topping from the Bottom als unvereinbar mit den hohen ethischen Standards betrachtet, die aus ihrer Sicht an BDSM-Beziehungen anzulegen sind.


Die Gründe hierfür können beispielsweise darin liegen, dass sich ein Switcher in einer Partnerschaft befindet, in der sein Partner die gleiche primäre Ausrichtung wie er selbst hat (beispielsweise zwei Tops), so dass das Switchen die einzige Möglichkeit darstellt, innerhalb der Beziehung alle BDSM-Bedürfnisse erfüllen zu können. Einige Personen wechseln die Rollen, ohne sich selbst als Switcher zu betrachten, da sie es nur sehr unregelmäßig oder nur unter bestimmten Bedingungen tun.

Außererotischer BDSM

Im Gegensatz zu solchen Spielbeziehungen stehen partnerschaftliche Beziehungen, die auch über den erotischen Bereich hinaus klar von Vorstellungen aus dem Bereich BDSM bestimmt sind. Die beteiligten Partner pflegen dabei auch in ihrem täglichen Leben ein entsprechendes Machtverhältnis zueinander und machen Aspekte des BDSM gemeinsam zu ihrem Lebensstil – womit man BDSM nicht mehr als rein sexuelles Phänomen bezeichnen kann. Man spricht hierbei von 24/7-Beziehungen, hergeleitet von 24 Stunden täglich an 7 Tagen in der Woche.

Eine weitere Bezeichnung für derartige Verhaltensweisen ist D/s. Diese Bezeichnung leitet sich daraus ab, dass der dominante Partner den submissiven Partner dauerhaft in der Mehrheit seiner Lebensbereiche dominiert; hierbei werden einzelne Lebensbereiche, wie zum Beispiel Arbeit, Familie oder Freunde, aus der D/s-Beziehung ausgeklammert und nicht unter die Kontrolle des dominanten Partners gestellt. Einige D/s-Beziehungen umfassen hingegen sämtliche Lebensbereiche, derartige Konstellationen werden unter der Bezeichnung Total Power Exchange, kurz TPE umschrieben.

Professionelle Dienstleistungen


Domina mit Peitsche in einem Studio.

Eine Domina bietet sexuelle Dienstleistungen aus dem Bereich BDSM entgeltlich an. Viele Dominas verstehen sich dennoch nicht als Prostituierte, da es im Regelfall nicht zum Geschlechtsverkehr zwischen Domina und Kunden kommt. Die männliche Entsprechung der Domina, vorwiegend im Umfeld männlicher Homosexueller, heißt Sado.

Weitaus seltener können auch die Dienste einer professionellen Sklavin oder Zofe in Anspruch genommen werden. Eine Zofe duldet gegen Bezahlung und nach Absprache dominantes Verhalten, verbale Demütigungen und dergleichen, eine Sklavin auch Fesselungen und schmerzhafte Praktiken wie Spanking, Nadelung und teilweise weniger verbreitete Praktiken wie Spiele mit Kot und Urin sowie Analverkehr oder Anilingus. Beide dulden teilweise auch den Geschlechtsverkehr.

Im nichtkommerziellen BDSM-Bereich ist der Begriff Domina unüblich. Eine Frau mit dominanten Neigungen wird als Femdom, umgangssprachlich häufig auch als Domse bezeichnet.

Szene, Subkultur und Öffentlichkeit


Demonstration einer teilweisen Hängebondage

Es existiert eine BDSM-Szene, in der sich gleichgesinnte Menschen über BDSM-relevante Themen und Probleme austauschen können. Diese Szene hat den Charakter einer Subkultur, weil BDSM von der Öffentlichkeit und den Medien noch immer meist als „bizarr“, „pervers“ oder „krank“ betrachtet wird. Da sie Unverständnis und Ausgrenzung fürchten, verbergen viele Menschen ihre Neigung vor der Gesellschaft.

Diese Szene zeigt sich vor allem im Internet, in Szenemedien wie Zeitschriften und auf Veranstaltungen wie SM-Partys, Stammtischen und Erotikmessen. Mit der jährlich in Berlin stattfindenden Folsom-Europe-Parade gibt es in Deutschland eine aus der Leder-Subkultur hervorgegangene Veranstaltung, die BDSM im Rahmen öffentlicher Straßenveranstaltungen thematisiert.

Wie in den meisten Subkulturen existiert ein spezifisches Vokabular, das sich oft erst mit einigen Erläuterungen erschließt. Grundsätzlich nennt man BDSM-praktizierende Menschen „BDSMler“, „SMler“ oder „Sadomasochisten“. Neben der Unterscheidung zwischen Tops und Bottoms werden nur innerhalb bestimmter Vorstellungen aus dem Bereich Dominance and Submission auch die Bezeichnung Sklave oder Sklavin gebraucht. Ebenfalls vorwiegend im Bereich Dominance and Submission werden analog zu diesen Begriffen die Begriffe Dom (bzw. FemDom) und Sub verwandt. Die meisten anderen verwendeten Bezeichnungen beziehen sich vorrangig auf bestimmte Gegenstände (z. B. Flogger, Andreaskreuz oder Sling) oder Praktiken (z. B. Wachsspiel, Atemkontrolle oder Bondage) und sind häufig englischsprachig.

Zur Unterscheidung von dominanten und devoten Personen werden vor allem im Internet die Namen (Pseudonyme, Nicknames) häufig in großen (für dominant) und kleinen (für submissiv) Anfangsbuchstaben geschrieben. Dadurch wird symbolisch der dominante Part hervorgehoben und der submissive, devote unter den dominanten gestellt.

Symbole

Ring der O als Fingerring.

BDSM- und Fetisch-Motive haben sich im Alltagsleben der westlichen Gesellschaften durch so unterschiedliche Faktoren wie avantgardistische Mode, Rap, Hip-Hop, Heavy Metal, Science-Fiction-Fernsehserien und Spielfilme immer weiter ausgebreitet und werden von vielen Menschen bereits nicht mehr bewusst mit ihren BDSM-Wurzeln in Verbindung gebracht. Die Verwendung von Intimpiercings ist mittlerweile, nachdem sie noch in den 1980er Jahren überwiegend auf die Punk- und BDSM-Szene beschränkt war, ebenfalls nicht mehr rein szenetypisch, sondern in weiten Bevölkerungskreisen verbreitet.

Die Leather-Pride-Flagge ist ein Symbol, das neben der Lederbewegung auch immer häufiger für die BDSM-Szene – neben dem Ring der O – steht. Das im angelsächsischen Raum verbreitete Triskelion namens BDSM-Emblem ist in den deutschsprachigen Ländern hingegen eher selten anzutreffen, hat aber andererseits gerade auf Grund dieser geringeren Verbreitung eine höhere Signalwirkung als der beispielsweise auch in der Gothic-Szene und als Modeschmuck verbreitete Ring der O.

Vorurteile

Es existieren zahlreiche Vorurteile, Klischees und Stereotypen bezüglich BDSM in der Öffentlichkeit. Keine Seltenheit sind Missverständnisse, die daraus resultieren, dass „Vanillas“ nicht wie BDSMler zwischen dem wirklichen Leben und dem Praktizieren von BDSM unterscheiden. So gehen manche davon aus, dass Submissive im BDSM auch im sonstigen Leben gerne Schmerz und Erniedrigung erfahren würden, und dass Dominante im Alltagsleben auch wie im BDSM dominant seien. Umgekehrt behauptet ein anderer Mythos, Submissive und Dominante würden im BDSM genau das Gegenteil ihres echten Lebens praktizieren – so seien die Kunden von Dominas meist erfolgreiche Geschäftsmänner. Beide Positionen sind jedoch einseitig. Zwischen der Stellung im Alltag und im BDSM-Spiel kann, muss aber kein Zusammenhang bestehen.


Vorführung eines männlichen Bottoms in Zentai, Harnisch und Ketten auf dem CSD, Köln 2006.

Aus der BDSM-Praxis kennen viele Personen vor allem das Erkaufen sadomasochistischer Dienstleistungen von Dominas durch männliche Kunden, hieraus entspringen ebenfalls viele Klischees. Ein weiteres verbreitetes Klischee geht davon aus, dass innerhalb des BDSM Frauen grundsätzlich den Mann dominieren, was jedoch nicht zwingend der Fall ist; ebenso wird BDSM häufig auf körperlichen Schmerz meist grober Natur reduziert, ohne den vielen unterschiedlichen Spielweisen gerecht zu werden, die auf anderen Effekten beruhen. Neben dem Klischee der peitscheschwingenden Domina stellt der in Leder gekleidete Sadomasochist ein ebenfalls weitverbreitetes Rollenklischee dar.

Während es immer wieder zu Überschneidungen mit unterschiedlichsten Formen des Fetischismus kommen kann, besteht entgegen landläufiger Meinung kein zwangsläufiger Zusammenhang zwischen BDSM und Fetischen wie zum Beispiel Latex, Lack und Leder. Das häufige Vorkommen derartiger Kleidungsstücke lässt sich teilweise mit der Funktion als quasi-formalisierter Dresscode erklären. Die relative Offenheit gegenüber alternativen sexuellen Lebensstilen führt dazu, dass Fetischismus im Umfeld von BDSM häufig wesentlich offener ausgelebt wird als in anderen gesellschaftlichen Zusammenhängen.

Ein weiteres weitverbreitetes Vorurteil ergibt sich daraus, dass man im BDSM nur die Ausübung körperlicher und geistiger Gewalt sieht, während eine tiefe emotionale Verbundenheit zwischen den beteiligten Partnern für viele Außenstehende angesichts ihnen vordergründig als bloße Gewalt erscheinender Handlungen zunächst nicht vorstellbar erscheint.

Da der Begriff BDSM mehrere, in ihren möglichen Ausprägungen zum Teil sehr unterschiedliche Teilaspekte umfasst und diese bei Einzelnen in sehr verschiedenen Schwerpunkten vorkommen, ist das Spektrum der auftretenden Interessen und Persönlichkeiten sehr groß und ausgesprochen uneinheitlich. Aufgrund mangelnder Informationen in der Gesamtbevölkerung führt dies, zusammen mit weitverbreiteten Vorurteilen, immer wieder häufig dazu, dass Handlungen und Aussagen einzelner BDSM-Praktizierender zugleich allen anderen zugeschrieben werden.

Dass das Bekanntwerden privaten Engagements in diesem Bereich noch immer zu erheblichen beruflichen Problemen führen kann, zeigt exemplarisch der Fall des UN-Waffeninspekteurs Jack McGeorge aus dem Jahre 2003.

Coming-out

siehe Hauptartikel: Coming-out
An einer Kette befestigtes Bondagearmband aus Leder und Stahl.

Bei einigen Personen, die sich von durch den Begriff BDSM umschriebenen Situationen angezogen fühlen, kommt es im Laufe ihres Lebens zum so genannten Coming-out. Während sich Homosexuelle auch in der Öffentlichkeit zunehmend zu ihrer sexuellen Ausrichtung bekennen, halten sich Sadomasochisten noch immer vergleichsweise bedeckt. Obwohl je nach Erhebungsbasis etwa 5 bis 25 Prozent der US-amerikanischen Bevölkerung entsprechende Neigungen aufweisen[12] [13], sind abgesehen von einigen Künstlern so gut wie keine Prominenten als Sadomasochisten bekannt. Ein entsprechendes Bekanntwerden der eigenen Neigungen kann für Sadomasochisten noch immer verheerende berufliche und gesellschaftliche Auswirkungen haben (Persona non grata). Die Ursache hierzu sehen einige Autoren in einer Mischung aus mangelnder Aufklärung der Öffentlichkeit, reißerischer Berichterstattung in den Medien und der massiven Kritik seitens einiger Feministinnen, deren Aufrufe zu Gesetzesverschärfungen Anhänger von BDSM beispielsweise in der Schweiz an den Rand der Legalität drängen. Innerhalb feministischer Kreise lässt sich die Auseinandersetzung zwischen sadophoben und solchen Feministinnen mit einer BDSM gegenüber neutralen bis positiven Grundhaltung bis in die 1970er Jahre zurückverfolgen (dazu Samois)[14]. Auch Beispiele wie der Spanner Case in Großbritannien zeigen, dass eine Stigmatisierung der Betroffenen als Illegale möglich ist. Hier ist ein wichtiger Unterschied zu der nur ansatzweise vergleichbaren Situation Homosexueller zu sehen. Der im Einzelfall entstehende Leidensdruck wird in der Regel öffentlich weder thematisiert noch zur Kenntnis genommen, führt jedoch oft zu einer schwierigen psychologischen Situation, in der die Betroffenen einem hohen emotionalen Stress ausgesetzt sind.[15] Die erste Phase des „Sich-bewusst-Werdens“ oder das „Sich-Selbst-Eingestehens“ stellt die Erkenntnis oder aber auch die Entscheidung dar, dass man für BDSM-Szenarien offen ist, bzw. entsprechende Bedürfnisse klar für sich selbst einordnen kann. Sie wird auch als inneres Coming-out bezeichnet. Bei zwei dazu durchgeführten Befragungen kamen die Autoren unabhängig voneinander zu dem Ergebnis, dass sich 58%[16] bzw. 67 %[17] der Gesamtstichprobe bis zum 19. Lebensjahr über ihre Veranlagung bewusst geworden waren. Andere Befragungen kommen zu ähnlichen Ergebnissen.

Unabhängig vom Alter kann das Coming-out manchmal in eine Lebenskrise führen, die sich bis hin zu Selbsttötungsabsichten oder realisierter Selbsttötung steigern kann. Im Gegensatz zu den durch Homosexuelle in jahrzehntelanger Arbeit aufgebauten Netzwerken existiert ein rein sadomasochistisches Beratungsnetz in Deutschland erst[18] in Ansätzen. Hier spielt das Internet als erste Anlaufstelle eine wichtige Rolle zur Vernetzung der Beteiligten, wie auch die Situation in den USA zeigt. Die dortige Organisation Kink Aware Professionals (KAP) bietet hilfesuchenden BDSM-Anhängern die Möglichkeit, Kontakte zu Ärzten, Psychologen und Juristen zu finden, die mit den Besonderheiten der Thematik vertraut sind und dem Thema offen gegenüberstehen.

Auch in Deutschland finden sich mittlerweile erste entsprechende Vernetzungen, beispielsweise über die Initiative des BDSM Berlin. Auch die von SMart Rhein-Ruhr und maydaySM e. V. angebotenen BDSM-Notfalltelefone bietet Menschen, die im Zusammenhang mit BDSM in Not geraten sind, erste Hilfestellung und Beratung. Jugendlichen, die sich für die Thematik BDSM interessieren, steht in vielen deutschen Städten die auf Jugendarbeit spezialisierte Gruppe SMJG als Ansprechpartner zur Verfügung.

 

     

 
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